Die natürlichen Bestandteile einer Hanfpflanze umfassen neben Terpenen, Terpenoiden und Flavonoiden über hundert verschiedene Phytocannabinoide, von denen Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) die bisher bekanntesten und am besten erforschten sind. Ein weiteres vielversprechendes Cannabinoid ist das Cannabigerol (CBG), welches die biosynthetische Vorläufersubstanz von CBD, THC und einem weiteren Cannabinoid Cannabichromen (CBC) ist und während des Wachstums der Pflanze in diese umgewandelt wird. In ausgewachsenen Hanfpflanzen ist CBG daher nur in geringer Menge vorhanden, weshalb dieses Cannabinoid gezielt aus jungen Pflanzen extrahiert wird, die einen weitaus höheren CBG-Gehalt aufweisen. Unter Anwendung eines schonendem Kaltpressverfahrens und anschließender Veredelung durch Dampfdruckdestillation kann CBG mithilfe von Trägerölen (z.B. Hanfsamenöl) zu CBG-Ölen vermengt werden.
Cannabigerol wirkt wie CBD (im Gegensatz zum THC) nicht psychotrop und ist daher ebenso besonders für Menschen geeignet, die sich die therapeutischen Effekte der Hanfpflanze zu Nutze machen wollen, ohne sich den bewusstseinsverändernden Nebenwirkungen des THC auszusetzen. Verglichen mit dem psychotropen THC reagiert CBG zwar nur wenig mit dem Endocannabinoidsystem, trotzdem scheint es ähnlich dem CBD eine leichte Affinität zu den CB1-Rezeptoren zu besitzen. Der bisherige Forschungsstand zu CBG beschreibt analgetische, antibakterielle, antidepressive, antiarrhythmische und antihypertensive Wirkungen, die zum Teil wirksamer als die der bisher erforschten Cannabinoide THC und CBD sein könnten. Besonders bedeutend könnte CBG im Hinblick auf verschiedene Krebserkrankungen sein, da CBG Rezeptoren zu blockieren scheint, die das Wachstum vonKrebszellen unterstützen, weshalb einige Studien bereits hypothesieren, dass CBG ein vielversprechendes Mittel zur Prävention und kurativen Behandlung von Prostatakrebs und Darmkrebs werden könnte. Bisher beschränken sich die Ergebnisse zwar noch auf in-vitro-Experimente und Tierversuche, aber aufgrund der vielversprechenden Forschungsergebnisse wird bereits jetzt dazu angeregt, die Experimente im nächsten Schritt auf den Menschen auszuweiten.
Zudem weisen Studien auf potentielle neuroprotektive Eigenschaften von CBG hin, die einen potentiell therapeutischen Nutzen für Menschen mit verschiedenen neurodegenerativen Erkrankungen haben können, wie zum Beispiel bei Multipler Sklerose oder der Parkinson-Krankheit. Dabei scheint CBG ein im besonderen Maße neuroprotektives Profil für die Behandlung der Erbkrankheit Chorea Huntington zu besitzen, wie sich in Tierversuchen mit Mäusen abzeichnete. Hier bedarf es allerdings noch einiger zusätzlicher Untersuchungen bevor mit klinischen Studien begonnen werden kann, vor allem im Hinblick auf eine effektivere Nutzung durch die Kombinierung von CBG mit anderen Phytocannabinoiden.
Ferner scheint CBG bei der Therapie von Augenerkrankung von Nutzen zu sein, wie zum Beispiel durch die Reduzierung des Augeninnendruckes und der Verbesserung des Blutflusses in den Augen bei der Behandlung von Glaukomen. Außerdem könnte CBG von therapeutischem Nutzen für Menschen sein, die unter verschiedenen Hautkrankheiten leiden: Forschungen deuten darauf hin, dass die Anwendung von CBG die Vermehrung von Keratinozyten hemmt, wodurch dieses Cannabinoid eine besondere Rolle bei der Behandlung von Schuppenflechte (Psoriasis) spielen könnte.